Persönliches

Ein paar Worte über mich

Ich wuchs auf mit enormem Wissensdrang und verbrachte meine Jugend damit, mir jede verfügbare Beschreibung der Welt einzuverleiben. Vom Aufbau der Erde und seiner Bewohner über den Lebenszyklus von Sternen bis zu Quarks und Fundamentalkräften – alles wollte ich erfahren, ich wollte wissen, was dahinter steckt. Der Weg war klar, ich würde Wissenschaftler werden und Grundlagenforschung betreiben, ein anderer Lebenssinn war für mich nicht vorstellbar.

1998 begann ich Biologie zu studieren. Ich war überwältigt vor Glück, die Dichte und Fülle an Information übertraf meine Erwartungen, ich liebte die Eleganz der Lebewesen und der Methoden, mit denen man ihnen auf die Schliche kam.

2001 stolperte ich über den Anthropologen Jeremy Narby und über die Information, dass Schamanen indigener Stämme am Amazonas die Wirkung und Zusammenstellung ihrer Pflanzenrezepturen keineswegs, wie angenommen, durch Versuch und Irrtum herausfinden, sondern per Geistreise die Pflanze selbst befragen. Ich war schockiert, und irgendwie wusste ich, dass ich diese Information nicht einfach als frei erfunden oder hanebüchen abtun konnte – folgerichtig zerfiel mein bisheriges Weltbild zu Staub.

Gleichzeitig verstand ich, dass es aus wissenschaftstheoretischer Sicht keine Möglichkeit gibt, einer Theorie oder einem Modell so etwas wie eine „objektive Wahrheit“ zuzuschreiben. Man kann bestenfalls feststellen, dass das Modell der Erfahrung nicht widerspricht, es ist aber völlig ausgeschlossen, mit Sicherheit zu sagen, dass es „stimmt“ oder „richtig ist“. Eine Wissenschaft liefert kein direktes Abbild der Welt, sondern eine Sammlung möglicher und sinnvoller Erklärungen für bestimmte Beobachtungen.

Es kann also mehrere nebeneinanderstehende Modelle geben, die alle funktionierende Ergebnisse liefern. Diese Modelle kann man allerdings nicht übereinander legen oder gar das eine mit dem anderen erklären, denn jedes hat seine eigenen Grundannahmen, Mechanismen und relevanten Parameter, die in anderen Modellen auf andere Weise oder gar nicht beachtet werden.

Insofern gab es für mich keinen Grund mehr, mich ausschließlich den Naturwissenschaften zu widmen. Ich betrachtete sie zwar keineswegs als falsch, aber dennoch plötzlich als unvollständig und der Blickwinkel wurde mir zu eng. Ich wollte zum Kern der Sache vordringen, und zwar mit Haut und Haaren, und brennend vor Neugier ließ ich mich nun auf andere Weltbeschreibungen und Methoden ein, die die Menschen hervorgebracht haben.

Ich experimentierte mit Trance, Meditation, verschiedenen Bewusstseinszuständen und vor allem Yoga. Mein hungriger Geist beruhigte sich, und im Laufe der Zeit stellte sich eine Form der Wahrnehmung ein, die weder mit den klassischen Sinnen, noch mit Einbildungen erklärbar war. Außerdem war mir inzwischen klar geworden, dass ich weitaus lieber mit Menschen als mit Mikroorganismen arbeiten würde. 2006 beschloss ich endgültig, meine bisherige Planung über Bord zu werfen und stattdessen dieses neu entdeckte Talent verstärkt auszubauen. Ich verließ meine Diplomarbeit und meine Amöben und begann die Ausbildung an der Naikido Shiatsu Schule.

Meine rätselhaften Empfindungen entpuppten sich dort einfach als Wahrnehmung des Qi, und ich lernte, es als ganz normalen Teil der Welt zu begreifen und, natürlich, damit zu arbeiten. Neben dem praktischen, theoretischen und vor allem sehr menschlichen Unterricht lernte ich in den drei Jahren der Ausbildung mehr als je zuvor über mich selbst. Die eigenen Gefühle, Gewohnheiten und Verhaltensmuster in der Tiefe erforscht zu haben hilft mir sehr, anderen Menschen mit offenem Herzen zu begegnen und jeden Ausdruck der Seele anzuerkennen.

Seit 2010 arbeite ich hauptberuflich als Shiatsu-Praktiker. Es ist mir eine große Freude, Menschen auf diese intensive Weise zu erleben, und gleichzeitig – laut Rückmeldungen – hochgradig sinnvolle Arbeit zu leisten. Für mich selbst übe ich Zazen, Yoga und Qigong, sie fördern die Sensibilität für meine Arbeit und bringen Ruhe und innere Kraft.